#Glanzpunkt 2: Goethes Reisekostenabrechnung vom 14. Juni 1782

Rechnung bey der auf gnädigsten Befehl unternommenen Reise auf Gotha Meiningen und Coburg vom 9. bis 17. Mai 1782.

May 15 in JudenbachPostgeld   2 Taler   12 Groschen
 Schmiergeld                         2 Groschen
 Trinkgeld                       12 Groschen
eod.   in GräfenthalPostgeld    2 Taler  12 Groschen
 Schmiergeld                        3 Groschen
 Trinkgeld                     12 Groschen
 Wegegeld                        2 Groschen
May 16 in Saalfeld     Postgeld    1 Taler
 Schmiergeld                       3 Groschen
 Trinkgeld                       8 Groschen
May 17 in RudolstadtLogis Bett und Licht                       12 Groschen
 Fuhrlohn    4 Taler
 Schmiere                        1 Groschen
 Trinkgeld dem Haußknecht                        4 Groschen
in Weimar Rast nach Erfurt bey der Heimreise     2 Taler
 Trinkgeld                     16 Groschen
 Schmiergeld                         3 Groschen

Diäten für mich

auf 8 Tage à 5 Taler   40 Taler
Diäten für den Bedienstetenauf 8 Tage à 8 Groschen          2 Taler 10 Groschen
  101 Taler 14 Groschen S 

 

Schriftstück von Goethes Diener Philipp Seidel, der in den Jahren 1775 – 1785 in Goethes Diensten stand, mit eigenhändiger Unterschrift Goethes. Die Empfangsbestätigung über 101 Taler, 14 Groschen, ist auf den 20. Juli 1782 datiert.

Goethe ist auf Dienstreise. Sie führt ihn auf den Wegen der Diplomatie nach Erfurt, Gotha, Meiningen, Hildburghausen und Coburg. Dabei wird Goethe nicht vermeiden können, auch den Zustand der Fahrwege zu begutachten, schließlich leitet er auch die Wegebaukommission. Zum Zeitpunkt dieser Reise 1782 trägt Goethe seit drei Jahren den Titel „Geheimer Rat“ im Ministerrang, und seit etwa sieben Jahren fungiert er als Beamter im Staatsdienst des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.

Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ist einer von 314 Klein- und Kleinststaaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Viele dieser sogenannten „Duodezstaaten“ fühlen sich durch ein Ereignis in ihrer Existenz bedroht. Denn der österreichische Kaiser Joseph II. plant einen Gebietstausch: nach seinen Vorstellungen sollte das Königreich Bayern die österreichischen Niederlande erhalten, Österreich dafür das benachbarte Kurfürstentum Bayern. Würden die Preußen und die deutschen Fürstentümer die Machtverschiebung zugunsten Habsburgs einfach hinnehmen? Sie wollen den Status quo erhalten und schließen sich deshalb unter Führung des Preußenkönigs Friedrich II. zum Deutschen Fürstenbund zusammen.

Zu den immer wiederkehrenden Ausgaben bei einer Reise gehören Schmier-, Trink- und Postgeld. Geschmiert werden muss nicht der Postkutscher, sondern die Achsen des Wagens, damit die Räder laufen „wie geschmiert“. Auch das Postgeld ist genau festgelegt nach Entfernung zwischen den einzelnen Poststationen. Es ist lediglich dann erst nötig, einen Aufschlag zu bezahlen, wenn zusätzliche „Pferdestärken“ für steile Anstiege eingespannt werden müssen.

Dass Reisen in der Goethezeit vergleichsweise teuer ist, erschließt sich bei einem Vergleich mit dem Brotpreis. Für einen Taler Postgeld hätte Goethe auch 12 kg Brot bekommen; von den mehr als 100 Talern, die Goethe für diese Reise abrechnet, hätte er auch die Jahresmiete für eine möblierte Zweizimmer-Wohnung mitsamt Verköstigung bezahlen können.

Goethe an Charlotte von Stein,
Meiningen, d. 12. May 82

„[…] Ich habe als Gesandter eine förmliche Audienz bey beyden Herzogen gehabt, die Livree auf dem Saal, der Hof im Vorzimmer, an den Thürflügeln zwey Pagen und die gnädigsten Herrn im Audienz Gemach, Morgen geh ich nach Coburg dieselbe Comödie zu spielen, will in Hildburghausen mich auch an Hof stellen, und gegen Ende der Woche nach Rudolstadt gehen da ich einmal auf dem Weege bin und hiermit alle Thüringischen Höfe absolvieren. […]“ (FA II, 2, S. 422).

Auf dem Blatt sind die letzten Stationen dieser Reise zu sehen: von Süden kommend, über Saalfeld und Rudolstadt nach Weimar.

 


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